a. | INTRO

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b. | LEBEN & WERDEGANG

ihr Titel “Ein Schiff wird kommen” als “Never on Sunday” auch in den amerikanischen Hitparaden plaziert. daher vom 19. September bis 10. Oktober 1965 auf USA-Tournee gemeinsam mit Lolita, Ivo Robic und Martin Lauer[2]

Lale Andersen war (entgegen einiger photographischer Zeugnisse und sogar ungeachtet einer Werbeserie für die Zigarettenmarke „Texas“ Mitte der 1950er Jahre) ihr Leben lang Nichtraucherin.[4]

 

b.01 | Lebensweg & Biographie

[…]

1942–45: Englische Propagandalieder

Lale durfte – mußte – für die deutsche Propaganda einige Lieder singen, wozu der damals superbegabte Horst Kudritzki die Arrangements schrieb. Gleichzeitig wurden die Aufnahmen als Schallplatten von der ELECTROLA gepreßt. Sie gelangten aber nicht in den offiziellen Handel und trugen auch kein [offizielles] Label; lediglich zwei Instrumente über Kreuz, eines war soweit ich mich erinnern kann, eine Gitarre. Das Label hatte eine dunkelrote Farbe und war übrigens nur wenige Zentimeter groß. Bei Blue Moon stand nur der Titel und drunter ›Lale Andersen‹. Auf der Rückseite war Lilly Marlene. Diese Platte wurde aber damals – 1942 – unter dem Ladentisch in der Tauentzienstraße verkauft. Sie kostete – auch die anderen – RM 50.  (Michael Wilke)

Andere Songs, die in englischer Sprache aufgenommen wurden, waren u. a.

Roll on the Blue Funnel (Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei)

Sing, Nightingale, Sing (Sing, Nachtigall, sing)
Home May Be a Word (Drunt in der Lobau)
When the Scented Lilac Blooms Again (Wenn der weiße Flieder wieder blüht)
Under an Umbrella in the Evening (Unter einem Regenschirm am Abend) oder
And so Another Lovely Day is Over (Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende)
.

Begleitet wurde sie mal vom UFA-Tanzorchester Wilhelm »William« Greihs, mal vom Orchester Lutz Templin nebst Karl »Charlie« Schwedler. Die Texte dieser Lieder sind recht harmlos, ja vielfach nur texttreue Übertragungen der ursprünglich deutschen Vorlagen ins Englische. Allein bei Roll on the Blue Funnel und bei Home May Be a Word wurde ein ganz neuer Text verfaßt, der Heimweh unter den englischsprachigen Hörer wecken soll. Ob sie der für seine nazifreundliche Haltung berüchtigte Engländer Norman Baillie-Stewart geschrieben hatte, läßt sich heute nicht mehr ermitteln.

Für die deutsche Wehrmacht zu singen, die so auf ihre Lili Marleen wartet, hat mir Hinkel verboten. Merkwürdig, und nun muß ich alle Innigkeit in englische Lieder legen, damit sie nach Übersee und zur Mittelmeer-Armee gesandt werden und die Herzen zu Deutschlands Gunsten betören. Lili Marleen ist nach langen Kämpfen von der englischen und amerikanischen Regierung freigegeben und DAS Lied geworden. (Tagebucheintrag Lale Andersens, September 1943)

Die Aufgabe, im nationalsozialistischen Interesse englische Lieder zu singen, hat sie wohl vom Juli 1942 bis Anfang 1945. Ins Tagebuch schreibt sie:

Im Übersee-Sender braucht man mich für englische Lieder nur einmal wöchentlich. Im deutschen Sender werde ich nicht beschäftigt. Mit Sendungen unserer unantastbaren wahrhaft Großen Beethoven, Bach, Goethe, Schiller, Schumann und Brahms glauben die Herren Sendeleiter, ihr hohes Niveau zu dokumentieren. Daß auch in unserer Zeit Komponisten leben und daß auch aus unserer Zeit Dichter sprechen, wissen sie nicht. Nur kein geistiges Experiment. Auf Anordnung des Auswärtigen Amtes nehme ich also in englischer Sprache Schallplatten auf oder singe in den eigenen vier Wänden, wonach mir das Herz steht. (Tagebucheintrag Lale Andersens, Anfang 1945)

[…]

1969:  Auftritt in Peter Zadeks TV-Zweiteiler Der Pott

Seit dem Ende der 1960er Jahre machten etliche bundesdeutsche Regisseure von sich reden, die eine schroffe Abkehr von herkömmlicher Theater- und Filmästhetik betrieben – man denke nur an Rainer-Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff, Rosa von Praunheim oder Peter Zadek. Im Oberhausener Manifest vom 28. Februar 1962 hatten sich bereits junge Filmschaffende für einen „neuen deutschen Film“ ausgesprochen und sich für eine Abkehr vom kommerziellen Film stark gemacht: „Opas Kino ist tot!“ hieß es.

Gerade Künstler, welche durch die Kommerzialisierung des Kulturbetriebs berühmt geworden waren, versuchten nun durch Zusammenarbeit mit jungen deutschen Regisseuren der Enge zu entfliehen, in die sie durch das Festgelegtsein auf „ihre Schiene“ und ihre einstige übergroße Bekanntheit geraten waren. Für Karlheinz Böhm, Brigitte Mira und Evelyn Künneke erfüllte sich dieser Wunsch.

Auch Lale Andersen seufzte in ihren Tagebüchern bisweilen über ihr Schlagerjoch und wünschte sich, einmal unter einem Regisseur wie Zadek zu spielen. Tatsächlich besann sich ebendieser kurze Zeit später auf sie und ermöglichte ihr einen Kurzauftritt in seiner Verfilmung von Sean O’Caseys Theaterstück „Der Pott“ („Der Preispokal“ = The Silver Tassie, 1928). Darin spielt sie die Rolle einer truppenbezaubernden Sängerin, zu der die Soldaten aufschauen und denen sie zum Durchhalten ein weiches Liedchen mit dem harten Text „Tragt sie sanft“ singt. Nachdem sie gesungen hat, ist in den abgeschlafften Feldtrupp wieder Leben zurückgekehrt: mit ermunternden Armbewegungen stachelt sie sie auf. Dann geht der Krieg weiter.

In seinen zur Jahrtausendwende im Rowohlt-Verlag erschienenen Lebenserinnerungen hat Regisseur Peter Zadek geäußert, daß es ein sehr angenehmes Arbeiten mit Lale Andersen gewesen sei, doch habe sie wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, wie sehr sie sich mit ihrer Filmszene selber exponierte.

Zadek tut ihr damit durchaus Unrecht. Man merkt an Lale Andersens Auftritt und ihrer feinen Spielweise, daß ihr inzwischen sehr wohl bewußt wurde, welche Schraube sie selbst (anfangs vielleicht unfreiwillig) im Kriegsgetriebe war. Der Film zeigt es auch unmißverständlich: In einem Abendkleid als Umsäuslerin der Truppen, behechelt von Soldaten wie Hunde, lächelnd und singend von Grausamkeiten, die ja gar nicht so schlimm wären und ja doch ihren Sinn hätten, und daß einem „Kämpfer für die Ehre“ immer jedes Mädchenherz gehöre… Sie hat sehr wohl verstanden, was sie da singt, und es darum auch einmalig interpretiert: nämlich genau wie eine Sirene, die den Soldaten ein lächelndes Verführergesicht zeigt, zwinkernd, schmelzend, um auf ihre Art zum Weiterkämpfen aufzustacheln und das Sterben als sinnvoll hinzustellen. Mit ihrem weißen Abendkleid und ihrem Kopfschmuck ist sie ein schroffer Gegensatz zu den schmutzigen, im Felde liegenden Kriegern.

Diese angebliche Selbstentblößung von Lale Andersen wirkt bei eingehender Betrachtung sogar wie ein Versuch der Wiedergutmachung. Es wäre nämlich die einzige Wiedergutmachung, die überhaupt sinnvoll ist: öffentlich (und sich selbst exponierend) die herangereifte Erkenntnis zeigen – und nun für diese Erkenntnis einstehen; notfalls auch mittels einer Karikatur seines eigenen Berufsstandes aus unrühmlichen Zeiten. Doch es kann nur als Karikatur ihres Berufsstandes aufgefaßt werden, statt einer Karikatur ihrer selbst: Lale Andersen hatte genug eigene lebensbedrohliche Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten.

Die harsche Abkehr der jungen deutschen Regisseure von dem Gewesenen hat Zadek, Fassbinder und andere vielleicht fühllos oder geringschätzend gemacht für feinere Arten der Abkehr vom Gewesenen. Für sie galt nur ein harter Bruch und eine absolute Umkehr; nicht herumfeilen, verbessern, abwägen.

An Rainer-Werner Fassbinder sieht man dies: Er wollte mit seinem „Lili Marleen“-Film gültige Aussagen zum allgemeinen Kulturbetrieb in der Nazizeit treffen, also schien ihm ein Verändern der Buchvorlage des Films zulässig. Damit schärfte er zwar – genau wie Zadek – den Blick fürs Abgrenzen des Schwarzen vom Weißen, übersah dabei aber alle Grau- und Zwischentöne, die der Wirklichkeit gerechter werden und näherkommen.

Das wahrhaft Spannende, nämlich das Verwobensein von Schwarz und Weiß, nahm sich als Leitgedanken erst Gisela Lehrke für ihre 2002 erschienene Buch-Biographie Lale Andersens vor: „Mir war daran gelegen, gerade dieses Bild ‚die Nazi-Sängerin‘ doch zu korrigieren. So einfach ist die Welt nicht. Sie ist auch vor allem nicht schwarz und weiß, wie man bei Lale Andersen sehen kann: Man kann einen Schlager machen, der im Krieg zum Hit wird, und mit einem Terror-Regime in Verbindung gebracht werden, von dem man selber verfolgt worden ist.“ (Gisela Lehrke am 08.08.2002 in der N3-Nachmittagssendung DAS anläßlich der Buchvorstellung)

[…]

 

b.02 | Erfolg in Zahlen

ab 1939: »Lili Marleen, gesungen von Lale Andersen, ist nach Angaben des Magazins stern (51/1966) die erste rein deutsche Platte, die über die Millionengrenze kam.« [vgl. Lehrke (2002) S. 114]

1949–52: Die Plattenfirma Decca hat manche Titel nicht nur in der Schweiz oder Deutschland, sondern international oder sogar englischsprachig vertrieben, was einen Publikumserfolg des jeweiligen Liedes vermuten lässt. Mehr als in nur einer Kopplung wurden daher international veröffentlicht »Das Meer«, »Sing, Nachtigall, sing«, »Unter der roten Laterne von St. Pauli« (2. Fassung 1948), »Ich wünsche dir Glück, Jonny«, »Regen im April«, »Und führ ich ein Mädchen zum Traualtar«, »In Montana« und »Dämmerzeit« (1. Fassung 1952) u.a.

ab 1951: Es lässt sich außerdem vermuten, dass jene Platten, von denen es mehrere Nachpressungen gab, beim Publikum besonders großen Absatz fanden. Es wären dies die Titel »Unter der roten Laterne von St. Pauli«/»Kleines Sommermärchen«, »Wenn du kein Mädel weißt« / »Blaue Nacht am Hafen«, »Ja, mein Hein ist der schönste Matrose«/»Ma belle, belle, belle«, »Ich werd‘ mich an den Jonny schon gewöhnen«/»Das rote Licht der kleinen Bar«, »Weißer Schleier, grüne Myrten«/»Am Kai bei der alten Laterne« und insbesondere das Medley »Schön ist die Liebe im Hafen«/»Wie einst Lili Marleen«

Blaue Nacht am Hafen: »Lale Andersen ist wieder einmal dabei. Sie kann sich übrigens freuen. Mit ihrem Lied Blaue Nacht am Hafen hat sie alle bisherigen Schallplattenerfolge aus ihrem Repertoire überboten, denn es wurden bisher 125.000 Stück verkauft. Nur alle zwei Jahre gelingt es einem Schlager, die 100.000 zu überschreiten.« [Funk- und Fernseh-Illustrierte (12/1953), S. 23]
»Jealous Heart (Eifersüchtiges Herz) hieß ein amerikanisches Lied, das Lale Andersen irgendwo in London hörte. Die Melodie fesselte sie so, dass sie dafür sofort einen deutschen Text schrieb. Jetzt [1955] erreichte die Platte, die Lale damit bei uns besang, die tolle Verkaufsziffer von 150.000. Das kommt nur alle paar Jahre mal vor.« [Pressenotiz in: Ahlborn-Wilke (1985) S. 13]
»Einem Zeitungsbericht von 1955 kann man entnehmen, dass von Blaue Nacht am Hafen innerhalb von vier Jahren 150.000 Exemplare verkauft worden sind. Das ist sehr viel, bedenkt man, dass die Jahresgesamtproduktion der Firma Polydor Anfang der 50er Jahre bei 300.000 Schallplatten lag.« [Lehrke (2002) S. 114]

1957, Südwind, Westwind: »Trotzdem lässt es sich aber nicht leugnen, dass auch Lale aus der Reihe der sogenannten ersten, in die der zweiten Garnitur zurücktreten musste. Einzige Ausnahme der Titelsong aus dem Film Gruß und Kuss vom Tegernsee. Bereits wenige Wochen nach der Premiere konnte die Electrola mehr als 100.000 abgesetzte Südwind-Westwind-Platten melden.« [Ahlborn-Wilke (1985) S. 19]

1960, Ein Schiff wird kommen: »Kein Zweifel: Lale Andersen scheint alle anderen (und jüngeren) Konkurrentinnen zu schlagen: Ihre Version von Ein Schiff wird kommen wurde 500.000mal verkauft.« [Pressenotiz in: Magnus-Andersen (1991) S. 213]
»Für ihre Interpretation des Hits Ein Schiff [wird kommen] und als beliebteste deutsche Schlagersängerin des Jahres 1960 wird Lale am 3. März 1961 auf dem Luxusdampfer United States der Silberne Löwe von Radio Luxemburg überreicht.« [Magnus-Andersen (1991) S. 214]
»Von Ein Schiff wird kommen werden 1959 (sic!) innerhalb von wenigen Monaten 800.000 Exemplare verkauft.« [Lehrke (2002) S. 114]

ab 1960: »In den 1960er Jahren ist die Sängerin bis zu drei Mal wöchentlich in den großen Unterhaltungsshows sowie in Musiksendungen im Fernsehen aufgetreten.« [Lehrke (2002) S. 115]

1961: »Lale Andersen singt aus dem Repertoire ihrer mit dem Prix de Disque ausgezeichneten Langspielplatte Plattdeutsche Volkslieder.« [aus dem Programm des Deutschlandsenders Chicago vom 1. Februar 1963, in: Lehrke (2002) S. 137]

Allgemein lassen sich auch jene Lieder als Erfolge zählen, die von anderen Künstlern nachgesungen wurden oder die Lale Andersen selbst übernehmen musste. Man denke (neben den bereits genannten) u.a. an »Südseenacht (Alo-ahe)« (Freddy Quinn), »Matrosen aus Piräus« (Caterina Valente), »Ich schau den weißen Wolken nach« (Nana Mouskouri), »Ein kleiner gold’ner Ring« (Lys Assia) oder »Männer, Masten und Matrosen« (Lolita).

 

b.03 | Familie & Kinder

Schwester Thekla „Theda“ Bunnenberg verh. Hubert | Bruder Helmuth Bunnenberg | ältester Sohn Björn Wilke | Tochter Carmen-Litta Magnus geb. Wilke | jüngster Sohn Michael Wilke | …

 

b.04 | Weggefährten

erster Ehemann Paul Ernst Wilke | Partner Rolf Liebermann | Partner Friedrich Pasche | zweiter Ehemann Artur Beul | Partner Nikolaus Rummert | Freundin und Wohngefährtin Gaby Merck-Bruck | Haushälterin Klara Bonhorst | Maskenbildnerin Waltraut Pilgram | Klassenkameradin Erna Jungclaus | Fan-Club-Leiterin ca. 1949 bis 1960 Edith Zehnder | Fan-Club-Leiter ca. 1961 bis 1972 Lothar Schmidt | Fan-Club-Leiter 1968 bis 1972 Norbert Loh | Fan und Brieffreund Erich Fraas | Fan Dirk Ahlborn-Wilke | …

 

b.05 | Kollegen & Künstlerkreise

langjähriger Freund und Komponist Rudolf Zink sen. | zeitweilig Freund und Komponist Norbert Schultze sen. | langjährige Freundin Gisela Schlüter | langjährige Freundin Margot Hielscher | langjährige Freundin Ilse Werner | langjähriger Freund Vico Torriani | Freund Hans Albers | Freundin Evelyn Künneke | Freundin Renée Franke | Freundin Leila Negra | Freund René Carol | Freund Fred Bertelmann | Freund Hans Rosenthal | Freund Heinz Erhardt | Produzent Paul Kuhn | Produzent Nils Nobach | Produzentin Sigrid Volkmann | …

 

c. | REPERTOIRE

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d. | VERÖFFENTLICHTES

Titelnachweis

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