Lale-Andersen-Archiv

Die kuratierte Datenbank deutscher Populärmusik 1930 bis 1970

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Warum das Ganze hier?

Für mich persönlich ist die Tanz- und Unterhaltungsmusik der Nachkriegszeit originell, schillernd, verspielt, ungewöhnlich, fast immer klangschön. Die Nähe zum Kabarett ist teils noch spürbar – immerhin arbeiteten viele der Interpreten/Autoren auch in Doppelfunktion sowohl fürs Musikbusiness, wie für Brettl-Sendungen in Funk und Fernsehen.

      • Pola Negri 1936: „Ich kenne das Leben von oben bis unten, ich habe die Menschen kennengelernt. Mich lockten die Welt und der Reiz des Bunten – jetzt halt ich mich hübsch von Gefühlen entfernt. Nur manchmal: Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt, bin ich mit meiner Sehnsucht allein. Wenn die Kühle in meine Einsamkeit dringt, kommen ins Zimmer Schatten herein; sie starren mich an und bleiben ganz stumm, da warte ich dann und weiß nicht warum auf ein Wunder, das mir Licht ins Dunkel bringt…“ (Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt)
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      • Lale Andersen 1938: „Was geht euch denn mein Leben an? Da hängt viel Freud und Tränen dran. Das Ziel ist fern, die Fahrt ist weit, das Meer ist so unendlich breit. Ich nehme mir mein Heuergeld und fahre dafür um die Welt…“ (Der Junge an der Reling)
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      • Hans Moser 1948: „Der alte Herr Kanzleirat träumt heute von der Heirat, die er versäumt hat, und jetzt ist er allein. Wie schwer ist’s doch so einsam, wie schön wär’s doch gemeinsam. Was man verträumt hat, das bringt man nicht mehr ein. Zum Kochen hat er eine, zum Waschen hat er eine, zum Strümpfestopfen eine – nur fürs Herz, da hat er keine. Der alte Herr Kanzleirat träumt heute von der Heirat, die er versäumt hat, und trinkt ein bisschen mehr vom Wein…“ (Der alte Herr Kanzleirat)
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      • Horst Winter 1949: „Soll eine Frau immer treu sein? Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein! Immer nur schüchtern und scheu sein? Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein! Und sich zufrieden geben, vielleicht ein ganzes Leben, mit nur einem Mann allein? Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein!“ (Oh ja, oh nein)
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      • Evelyn Künneke 1949: „Männer sind meist übertrieben – im Lieben. Sind in Bezug auf die Frauen – ein Grauen. Weit über all ihre Grenzen woll‘n vor den Frauen sie glänzen. Ist erst der Knopf los, sofort sind sie kopflos und wissen dann leider nichts mehr. Ein kleiner Gernegroß, ein kleiner Gernegroß bleibt doch ein kleiner. Denn so ein Gernegroß ist dumm und glaubt ja bloß, wie er kann’s keiner. Wenn es drauf ankommt, dann ist er genau so’n Mann wie irgendeiner. Er ist gar kein Treffer, im Gegenteil: ein Bluffer, denn er wär eben bloß – gerne groß…“ (Ein kleiner Gernegroß)
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      • Greta Keller 1950: „Frauen die nicht lügen, sich in alles fügen, sollten lieber Strümpfe stopfen oder Kinder kriegen, als damit zu rechnen, dass ein Mann sie heiß verehrt. Sollte er beim Lügen sie einmal erwischen, wird der kleine Zwischenfall die Liebe nur erfrischen…“ (Tausend kleine Lügen)·
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      • Lale Andersen 1951: „Ich traf ihn Sonntag Abend in der kleinen Hafenbar, und war sofort verliebt, als er zum ersten Mal herübersah…Ich traf ihn Sonntag Abend in der kleinen Hafenbar, wo er von allen blauen Jungs der blaueste und schönste war…“ (Leuchtturmlicht)·
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      • Lys Assia 1952: „Meine Mutter blieb in Ungarn, und sie lebt dort ganz allein, denn ihr Heimatland ist Ungarn. Dort will sie begraben sein. Wir sind alle fort, wir andern, übers große weite Meer – nur die Mutter wollt nicht wandern, und wir sehn sie nimmermehr…“ (Meine Mutter blieb in Ungarn)·
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      • Das Sunshine-Quartett 1952: „Unser Chef ist nicht da, das haben wir gern, denn wir kennen ihn nah – und lieben ihn fern… Ach so müsste es immer sein! Wohl keine Firma ging‘ dann mehr ein…“ (Unser Chef ist nicht da)
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      • Margot Hielscher 1953: „C‘est la vie, mon ami. Hab mich lieb heute Nacht oder nie. Morgen früh sind wir wieder Madame und Monsieur, und du küsst mir die Hand und – adieu…“ (C‘est la vie, mon ami)
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      • Loni Heuser 1954: „Wer ungeschminkt und abgehärmt den Männern die Pantoffeln wärmt und fleißig in der Küche lärmt – der macht es ganz verkehrt. Erst spricht der Mann von Dankbarkeit, das gibt sich schon nach kurzer Zeit, dann tut der Mann sich selber leid und fühlt, was er entbehrt…“ (Du musst die Männer schlecht behandeln)
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      • Eva Nelson 1959: „Bleib schön auf deiner Erde, auf deiner guten Erde – und lasse die Sterne doch ruh’n. Warum sich denn bemühn zum Monde zu entfliehn? Hier gibt’s doch noch so viel zu tun: tausend Tränen noch zu stillen, tausend Träume zu erfüllen – ich hoffe, die Welt sieht das ein! Und jeder bleibt auf Erden, bis alle lernen werden, erst hier einmal glücklich zu sein, erst hier einmal glücklich zu sein…“ (Bleib schön auf deiner Erde)
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      • Bruno Fritz 1960: „Zwei mir befreundete Familien fahren diesmal nach Sizilien und Herr Lehmann schreibt mir grad aus Rimini. Ich kann mir, leider wie die meisten, so ’ne teure Fahrt nicht leisten, ich verreise nur ins Land der Phantasie. Denn was ich kriege vom Kassierer, langt nur für den Reiseführer. Für die Reise, die da drinsteht, reicht es kaum. Drum sitze ich in der Saison zuhause still auf dem Balkon und träume jedes Jahr denselben schönen Traum…“ (Italienisches Berlin)
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      • Elisabeth Flickenschildt 1962: „Was in der Welt passiert, und was uns amüsiert, geschieht besonders in der Nacht. Auch was man Liebe nennt, so wie’s der Fachmann kennt, geschieht besonders in der Nacht. Von abends bis morgens tut sich so mancherlei. Und wenn es hinterher in jeder Zeitung steht, merkt es sogar die Polizei…“ (Besonders in der Nacht)
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      • Bärbel Wachholz 1965: „Cape Town Boy, bald wird dein Traum sich erfüllen. Cape Town Boy, du bist heut nicht mehr allein. Dunkle Nacht mag noch die Zukunft verhüllen. Morgen schon wird Sonne sein…“ (Cape Town Boy)

Sowas ist einfach reizvoll – in Musik, in Rhythmus, Arrangement, Liedthema, teils poetischem Sprachduktus und wohldosierter Bissigkeit. Selbst wo Schnulzenhaftes überwiegt, vermitteln Gesang und Instrumentalmusik noch viel stärker persönliche Note und Unmittelbarkeit, als bei der Popmusik nach der Beatwelle.

Mit dem „knallroten Gummiboot“ (Wencke Myhre 1970) ist bei mir dann musikalisch ein Kipppunkt erreicht… Partyschlager haben ihre Berechtigung, sind aber nichts, was ich zum Genießen, Lauschen, Nachvollziehen, Auseinandersetzen, Tanzen, Singen oder Abschalten auflege.