Die Bergols

Gesangsgruppe

Lale-Andersen-Archiv

Als die drei Bergols 1958 ein Gastspiel in der Sowjetunion geben sollten (als überhaupt erstes DDR-Ensemble seiner Art), lagen hinter dem Ost-Berliner Männerterzett schon fast zehn Jahre einer kaum beachteten Entwicklung:

Der Gründer der Sängergruppe, Bernd Golonsky, trat 1949 als einer der vielen Gesangssolisten des Radio-Berlin-Tanzorchesters (RBT) zum ersten Mal in Erscheinung. Als das RBT im Jahr darauf aufgelöst wurde, versuchte die Schallplattenfirma Metrophon, ihn als ‚ihren‘ René Carol zu etablieren und ließ „La-le-lu“ beispielsweise, „Sarina“ oder „Mandolino, Mandolino“ von ihm nachsingen, um auf der Erfolgswelle jener Schnulzen mitzuschwimmen. Ab 1951 nahm Golonsky für Amiga eigene Titel auf („Kleines Fräulein“, „Der alte Baum vor meinem Vaterhaus“ oder „Du sollst mein Maskottchen sein“), die aber alle wenig Erfolg brachten.

Der Komponist und Kapellmeister Gerd Natschinski suchte zu dieser Zeit für eine Rundfunkaufnahme von „So ist Paris“ kurzfristig ein Terzett. Also schlossen sich Bernd Golonsky, Gerhard Kneifel und Hans-Heinrich Hartwig singend zum Bernd-Golonsky-Trio zusammen – und begleiteten zwar noch einige weitere Rundfunkaufnahmen, blieben jedoch nicht dauerhaft zusammen.

Erst Mitte 1954 bildete sich mit Bernd Golonsky, Heinz Borchert und Henry Altenpohl die als ‚Bergols‘ bezeichnete Formation heraus (sie bedient sich der ersten Namenssilben ihres Gründers Ber-Gol) und stellte sich so dem Berliner Publikum vor. „Sauber ausgearbeitete Arrangements ließen aufhorchen […] Das melodische Element der Gesangssätze wurde betont in den Mittelpunkt gestellt.“

Wirkliche Beachtung erreichten die drei Sänger jedoch erst im Mai 1956 mit einem Auftritt im Berliner Friedrichstadtpalast. Henry Altenpohl war inzwischen ausgeschieden und an dessen Stelle der tiefstimmige Arno Bach getreten, mit dem die Ausdrucksmöglichkeiten des Terzetts hörbar erweitert wurden. Die Rundfunkaufnahme des Titels „Sag, weißt du denn, was Liebe ist“ brachte dann den Durchbruch für die Drei. Gastspielreisen, Funk- und Fernsehaufnahmen ließen den Bergols seitdem kaum Zeit zum Ausruhen.

Einen Höhepunkt bildete im Frühjahr 1958 ihre Tournee durch die Tschechoslowakei (ČSR), wo ihnen in Prag etwa 3.000 Menschen zujubelten. Sie hinterließen dort derart guten Eindruck, dass ihnen nach dem Auftritt ein Mitarbeiter des tschechoslowakischen Kulturministeriums zurief: „Nur Sie werden mit dem Orchester Gustav Brom nach Moskau fahren!“ Bis November 1958 bediente sich auch die Amiga (also eigentlich VEB Deutsche Schallplatten) der Bergols als Hintergrundchor – zuletzt jedoch unter der Leitung von Heinz Borchert. Ob die Band jedoch jemals ihre Gastspielreise antrat, bleibt zunächst ungeklärt.

Immerhin hat Bernd Golonsky Mitte 1958 die DDR verlassen und versuchte, im westdeutschen Musikgeschäft Fuß zu fassen: Er gehörte u.a. zusammen mit Botho Lucas, Günter Kallmann und Ralf Paulsen zu den Gründungsmitgliedern des Botho-Lucas-Quartetts (der Vorformation des 1961 erweiterten Botho-Lucas-Chors bei Electrola/Columbia), er war Teil des Tom-Dooley-Trios (bei Polydor), er war Teil der Heimatsänger (bei Telefunken/Decca), 1959/1960 Teil der Colombinos sowie als Solist bei Ariola/Bertelsmann unter Vertrag.

Heinz Borchert gründete daraufhin 1960 ohne Golonsky und Bach das Gesangsquartett ‚die Perdidos‘, das bis 1966 im Rundfunk und auf Schallplatte gefragt blieb.

 

Quellen

  1. Melodie und Rhythmus (1958/08), S. 1 und 6
  2. Meyer-Rähnitz u.a. (2006), Stichw. „Bergols“ und „Golonsky, Bernd“
  3. Siegfried Trzoß: Musik im Blut. Lexikon Schlager des Ostens. Wer war wer? (6., überarbeitete Fassung, Privatedition zum 70. Geburtstag) Cottbus 2014.
  4. LAA-Datenbank