"Wunschkonzert"
Die erste offizielle Übertragung eines “Wunschkonzerts für die Wehrmacht” aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks an der Berliner Masurenallee findet statt, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. In dieser bald regelmäßig ausgestrahlten Unterhaltungssendung unter dem Motto “Wir senden Frohsinn – wir spenden Freude” (jeden Sonntag um 15 Uhr im Großdeutschen Rundfunk) treten die großen Stars des Dritten Reiches auf: von Zarah Leander bis Marika Rökk, von Johannes Heesters bis Grete Weiser und Lale Andersen.[1|2]
Richard Tauber...
…wird mit einer Gedächtnisfeier im Berliner Kabarett der Komiker geehrt. Der österreichische “König des Belcanto” hatte bereits 1933 leidvoll erfahren, als ihm SA-Leute in Berlin vor seinem Hotel auflauerten und ihn zusammenschlugen, dass er aus dem ‘Dritten Reich’ nur würde fliehen können. Nach dem ‘Anschluss’ Österreichs emigrierte er nach Großbritannien, erhielt die britische Staatsbürgerschaft und starb am 8. Januar 1948 nach einem Lungenkrebsleiden in London, wo er auch bestattet wurde.
Es ist Willi Schaeffers, der als einziger in Berlin am heutigen Tage, also wenige Wochen nach Taubers Tod, eine kurze Gedächtnisfeier zu dessen Ehren abhält: Dazu singt Herbert Ernst Groh in einer Studio-Matinée drei der berühmtesten Lieder aus dem Repertoire des vertriebenen Tenors – und erntet stürmischen Beifall.[3|4|5|6|7]
Dass gerade Schaeffers es ist, der in seinem Nachkriegs-KaDeKo diese Ehrung vollzieht, ist vor dem Hintergrund seines umstrittenen Verhaltens während der NS-Zeit zumindest beachtlich. Am Nichtvergessenwerden des großen Sängers hatte Schaeffers jedoch auch bereits durch einen Nekrolog Anteil, den er unmittelbar nach Bekanntwerden der Todesnachricht für die Musikzeitschrift Melodie (1948/1) verfasst hatte.[8]
Bruno Balz — TODESTAG
Der 85-jährige Liedtexter und Publizist Bruno Balz stirbt in seiner Villa in Bad Wiessee. Er war in der Weimarer Republik bereits schriftstellerisch tätig gewesen und brachte es als Liedtexter für Zarah Leander, Heinz Rühmann, Rosita Serrano oder Kirsten Heiberg zu großem Ruhm, der ihn sogar zweimal vor längerer Haft bewahrte.
Nach Kriegsende 1945 konnte er an seine früheren Erfolge nahtlos anknüpfen und blieb bis weit in die 1960er Jahre hinein im Musikgeschäft gefragt. Er schrieb u.a. “Das machen nur die Beine von Dolores” für Gerhard Wendland, “Es liegt was in der Luft” für Mona Baptiste und Bully Buhlan, “Fang keine Liebe mit Matrosen an” für Liselotte Malkowsky, “Grüß mir die Damen aus der Bar von Jonny Miller” für Vico Torriani, “Wir wollen niemals auseinandergehn” für Heidi Brühl, “Mama” für Heintje Simons – sowie zahlreiche Berlinlieder (u.a. “Berlin bleibt doch Berlin, da kannste nischt dran ändern…”, “Das ist Berlin, Berlin, die Perle an der Spree…”) und deutsche Übersetzungen amerikanischer Evergreens (u.a. “White Christmas” von Irving Berlin als “Weiße Weihnacht”).[9]
Sein langjähriger Lebensgefährte war der Schauspieler und Maler Jürgen Draeger. Seinen Teilnachlass verwahrt heute das “Schwule Museum” in Berlin.
Quellen
- Eintrag "Wunschkonzert (1940)" in: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. (Stand: 02.02.2019)
- Wilhelm Keller: 100 Jahre Fernsehen. Ein Patent aus Berlin erobert die Welt. Hrsg. vom Presse- und Informationsamt des Landes Berlin. Berlin 1983, S. 56
- Melodie (1948/3), S. 7
- Hitlers Künstler. Die Kultur im Dienst des Nationalsozialismus. Hrsg. von Hans Sarkowicz. Insel: Frankfurt a.M. & Leipzig 2004, S. 379–381.
- Eintrag "Richard Tauber" in: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. (Stand: 08.03.2019)
- Eintrag "Willi Schaeffers" in: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. (Stand: 08.03.2019)
- Eintrag "Kabarett der Komiker" in: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. (Stand: 08.03.2019)
- Melodie (1948/1), S. 12.
- Mann für Mann. Biographisches Lexikon. Zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. Hrsg. von Bernd-Ulrich Hergemöller. (2 Bände) Lit: Berlin 2010, S. 120 f.