Lale-Andersen-Archiv

Die kuratierte Datenbank deutscher Populärmusik 1930 bis 1970

Lale-Andersen-Archiv
Autor: M. Deinert
1. Februar 2025

Objekt des Monats 2/2025

Ein Brief des Lili-Marleen-Dichters Hans Leip ist im Lale-Andersen-Archiv im Original vorhanden, der im Hans-Leip-Archiv des Museums für Hamburgische Geschichte nur in Kopie überliefert ist. Zwar hat Dr. Rüdiger Schütt diesen Brief in der Leipschen Briefedition 2001 im Wortlaut veröffentlicht – bedauerte jedoch (auf Seite 283), dass zahlreiche Briefe des Dichters nicht mehr greifbar sind. Außer in einigen öffentlichen Sammlungen „konnte ein großer Teil der Korrespondenz nicht nachgewiesen werden…

LAA-Inventarnummer IV 144
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So verliefen Recherchen in den Nachlässen vieler Briefpartner Leips negativ. […] Andere Nachlässe konnten trotz intensiver Nachforschungen erst gar nicht ausfindig gemacht werden…“ Ins LAA Potsdam sind über den Nachlass des Komponisten Rudolf Zink insgesamt drei handschriftliche Briefe (1942–1975), drei Postkarten (1975–1978) und mehrere undatierte Autographen eingegangen, von denen nur der genannte Brief bisher veröffentlicht wurde.

Darin wendet sich Hans Leip am 15. Dezember 1942 an den Münchner Komponisten Rudolf Zink, der zur Wehrmacht eingezogen ist und an der Sinnlosigkeit des Krieges verzweifelt: Ich […] hoffe, daß Ihnen bald die Anerkennung werde, die Sie längst verdienen und daß man Sie zu Ihrer eigentlichen Aufgabe, die Menschheit mit Ihrer Kunst zu erfreuen, endlich frei lassen möge. Umbringen können viele oder alle, aber Freude bringen können nur wenige, und die sollte man dringend zu erhalten suchen, da wir sie unendlich nötig brauchen.

LAA-Inventarnummer IV 144
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Also seien Sie getrost! Ihre Vertonung des „Einmal noch nach Bombay…“ ist bedeutender als die von Norbert Sch. Ich Wir besitzen die Platte. Lale hat sie meinen Töchtern geschenkt. Mehr kenne ich leider nicht von Ihnen, aber man erkennt den Vogel ja schon an einer Feder – Glück zu!

Was mit Lale passiert ist, ahne ich nicht. Scheußlich ist jedenfalls, daß sie nicht mehr singen soll.

Zu allen Zeiten sind Unberufene lauter und aufdringlicher gewesen als die Berufenen, aber nur die Berufenen bleiben bestehen. Ein schlichter Trost, aber kein schlechter. […] Die Briefe und Typoskripte aus dem Nachlass des Komponisten Rudolf Zink verdanke ich seinem Sohn, der sie – nachdem öffentliche Archive am schriftlichen Nachlass kein (oder nur punktuelles) Interesse hatten – dem LAA Potsdam gestiftet hat.

Im Verlauf der nächsten Wochen werden alle vorhandenen Handschriften Hans Leips auf diesen Archivseiten gelistet. Die Listung der archiviert vorhandenen Lale-Andersen-Briefe, -Postkarten und -Notizen hat bereits begonnen, ist allerdings längst noch nicht abgeschlossen.