1. September

Aus der Jahrestage-Sammlung des Lale-Andersen-Archivs

Lale-Andersen-Archiv
1. September 1945

Der Sender Leipzig ("Mitteldeutscher Rundfunk")...

…nimmt als erster Radiosender in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) mit der Übertragung des Programms von Radio Berlin („Berliner Rundfunk“) den Sendebetrieb auf und beginnt ab Juni 1946 sein eigenes Programm.[1]

1. September 1947

Das RTO Leipzig...

…unter der Leitung von Kurt Henkels wird als Tanzorchester des Senders Leipzig aus der schon seit September 1945 existierenden Tanzband Kurt Henkels gegründet. Die feste Bindung an einen Rundfunksender bringt für die Musiker vor allem finanzielle Absicherung und geregelte Auftragsarbeit mit sich.

Zu den Gründungsmitgliedern 1947 gehören so herausragende Musiker wie Rolf Kühn (Klarinette, Saxophon), Walter Eichenberg (Trompete), Günter Oppenheimer (Klavier), Fips Fleischer (Schlagzeug) und Helmut Gardens (Arrangement). Auch ein oder mehrere Gesangssolisten gehören seinerzeit standardmäßig zu solch einem Klangkörper: Engagiert wird darum – wohl bereits 1947 – die junge Leipzigerin Irma Baltuttis; im Jahr darauf wird ein zweiter Interpret, Fred Frohberg, als männlicher Gegenpart hinzugeholt.[2]

Ab 1951 trägt der Klangkörper den Namen Tanzorchester Leipzig des Staatlichen Rundfunkkomitees, und ab 1954 nennt es sich kurz und treffend Rundfunk-Tanzorchester (RTO) Leipzig. Es entwickelt sich schnell zu einem der gefragtesten und international anerkanntesten Tanzorchester der SBZ bzw. DDR – trotzdem wird in das Repertoire und in die Gastspielaktivitäten kulturpolitisch mehr und mehr eingegriffen, so dass Kurt Henkels die Konsequenzen zieht und mit seiner Familie im Sommer 1959 die DDR verlässt.[3|4|5]

Hörzu-Bandarchiv
1. September 1949

"Hörzu hält fest, was im Äther verrauscht"

Die Rundfunkzeitschrift Hörzu beginnt ab September 1949 damit, ein Tonbandarchiv anzulegen, um das gesamte Programm eines jeweils ausgewählten Radiosenders festzuhalten.

Der Gedanke hinter dem Archiv ist dabei folgender: „Eine Rundfunkzeitung, die nicht nur Programme verkaufen will, sondern sich ihrer großen Aufgabe bewusst ist, im besten Sinne Förderer des Rundfunks zu sein, zugleich aber auch sein bester und wenn es sein muss schärfster Kritiker, kann und darf ihr Urteil nicht auf flüchtige Beobachtungen stützen. Wir waren uns deshalb von Anfang an darüber klar, dass wir die deutschen Sender unter allen Umständen – ‚an die Strippe‘ – oder in der Sprache des Rundfunks ‚auf Band‘ nehmen müssten. Und wir machten den Anfang mit dem NWDR.“[6]

Was mit dem Bandarchiv geschehen ist, kann derzeit nicht gesagt werden. Seit Übernahme der Zeitschrift Hörzu vom Springer-Verlag zur Funke-Gruppe hat man keinen Zugriff mehr auf irgendwelche historischen Archive. Solch ein Tonbandarchiv als Zeugnis des jungen bundesdeutschen Rundfunks wäre heute (weil die Sender mit ihrem eigenen Produktionserbe teilweise haarsträubend umgegangen sind) von enormem ideellen Wert.

Bild:
Hörzu (42/1949), Titel
(= LAA-Inventarnummer I 445-C-42)


Quellen

  1. Beiträge zur Geschichte des Rundfunks (4/1985), S. 5 f.
  2. Melodie (1948/8), S. 5
  3. Eintrag "Rundfunk-Tanzorchester Leipzig" in: DDR-Tanzmusik. (Stand: 08.03.2019)
  4. Eintrag "Rundfunk-Tanzorchester Leipzig" in: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. (Stand: 08.03.2019)
  5. Günter Schiemenz: "Sänger der fünfziger Jahre", www.fuenfzigerjahresaenger.de (Stand 23.12.2013) jetzt offline.
  6. Hörzu (42/1949), S. 3 und Titelbild