Lale-Andersen-Archiv

Die kuratierte Datenbank deutscher Populärmusik 1930 bis 1970

Lale-Andersen-Archiv
Autor: M. Deinert
1. Dezember 2020

Objekt des Monats 12/2020

Das Interview für einen Artikel in der Nordwest-Zeitung vom 28.11.2020 (Christof Kiefer: „Auf Langeoog lebt die Liebe zu Lili Marleen„) gab aktuellen Anstoß zu diesem neuen Archivobjekt des Monats — ein eigenhändiges Autogramm von Lale Andersen als „Lili Marleen“. Das Autogramm (oder richtiger: das Autograph) ist nicht nur historischer Beleg dafür, wie stark ihr Schicksalslied national und international mit ihr als Sängerin verbunden wurde. Sondern solche äußerst seltenen Dokumente haben heute beinahe Unikat-Charakter.

Leider ist die mit „Herzlichst, Lili Marleen“ unterschriebene Autogrammkarte im Bestand des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine Fälschung. Mir persönlich sind bisher nur zwei echte Exemplare überhaupt bekannt: Eines im Nachlass der Sängerin im Kulturamt Bremerhaven, und ein zweites im Lale-Andersen-Archiv Potsdam…

Das seltene Stück im Kulturamt Bremerhaven veröffentlichte dessen damalige Leiterin Gisela Lehrke 2002 in ihrem bekannten „Leben der Lale Andersen“ auf Seite 111: Eine Polydor-Autogrammkarte, undatiert, aber frühestens 1951 gedruckt und erst ab dann signiert worden. In mehreren Interviews beschrieb Lehrke außerdem den bemerkenswerten Fakt, wie die Sängerin mit dem Lied so sehr identifiziert wurde, dass sie selber – zwar nur auf besonderen Wunsch hin, aber bereitwillig – als „Lili Marleen“ unterzeichnete.

Autogramm von Lale Andersen als Lili Marleen 1946
Autogramm von Lale Andersen als Lili Marleen 1946 im LAA Potsdam | Motivfoto: Ernst Baumann (*1906 †1985) für Ufa ca. 1942.

Bei dem Exemplar im Potsdamer Archiv handelt es sich um eine Künstler-Fotopostkarte, die bereits im August 1946 von Lale Andersen eigenhändig mit folgender Widmung in schwarzer Tinte beschrieben wurde: „Goldy, Continents Driver-King with a kiss of Lili Marleen VIII. 46“. Diese persönliche Widmung verdeutlicht, was das Lied auch den englischsprachigen Soldaten einst bedeutete – und eben nicht nur der deutschen sogenannten Brücke zwischen Front und Heimat.

Welchem Goldstück „Goldy“ die Karte allerdings gewidmet wurde, bleibt unbekannt.