27. Oktober

Aus der Jahrestage-Sammlung des Lale-Andersen-Archivs

Lale-Andersen-Archiv
27. Oktober 1981

Nico Dostal — TODESTAG

In Salzburg stirbt betagt und hochverehrt der aus Niederösterreich stammende Operetten- und Filmkomponist Professor Nico Dostal. Aus Berlin kommend, wo er seinen ersten und sofort durchschlagenden Bühnenerfolg 1933 mit der Operette “Clivia” gefeiert und sich als Unterhaltungskomponist einen Namen gemacht hatte (z.B. mit dem Tango “Es wird in hundert Jahren wieder so ein Frühling sein” oder mit Musik zu Ufa-Filmen wie “Geierwally” 1940). Während des II. Weltkrieges war er u.a. für die deutsche Truppenbetreuung tätig.

Nach Kriegsende ließ er sich in Wien nieder und wohnte dort bis 1954 mit seiner Frau Lillie Dostal, geb. Claus, zog dann aber nach Salzburg um. Die österreichische Bundesregierung verlieh ihm 1959 den Professorentitel; als weitere Ehrungen folgten 1965 das Österreichische Ehrenkreuz I. Klasse für Kunst und Wissenschaft, 1969 der Paul-Lincke-Ring, 1976 die Ehrenmitgliedschaft in der Dramatiker-Union der BRD und 1981 die Ehrenmitgliedschaft im Österreichischen Komponistenbund.[1|2|3|4|5]

27. Oktober 2005

Der Welttag des audiovisuellen Erbes...

…wird erstmals von der UNESCO ausgerufen und als jährlicher Gedenktag festgesetzt. Denn die öffentlichen wie privaten Laut-, Schall-, Rundfunk- und Fernseharchive “stellen ein unschätzbares Erbe dar, eine Grundlage unseres kollektiven Gedächtnisses. Als wertvolle Wissensquelle spiegeln sie die kulturelle, gesellschaftliche und sprachliche Vielfalt unserer Gemeinschaften wider. […] Dieses Erbe zu bewahren, dieses Erbe der Öffentlichkeit und künftigen Generationen zugänglich zu erhalten, ist eine Kernaufgabe aller Gedächtniseinrichtungen sowie der Gesellschaft als Ganzes.”[6]

Die ARD-Anstalten und das Deutsche Rundfunkarchiv begannen anlässlich dieses UNESCO-Welttags 2020 mit ihrem sog. Projekt ARD Retro, einer umfangreichen Archiv-Offensive. Derzeit umfasst das Angebot leider fast ausschließlich Nachrichten oder Dokus. Beiträge mit einer Länge über 15 Minuten sind die Ausnahme, da es sich überwiegend um Sendeteile aus Nachrichtenbeiträgen, z.B. aus alten Abendschauen der Regionalprogramme, handelt.

Da bereits Anfang der 1970er Jahre umfangreich in den Rundfunk- und Fernseharchiven gelöscht (fachsprachlich “kassiert”) wurde, was herrschendem Zeitgeist oder senderinterner Befindlichkeit zuwiderlief (Otto Höpfners “Blauer Bock”, frühe Peter-Frankenfeld-Sendungen, alle Schwarzweiß-Ausgaben ganzer Sendereihen wie z.B. der “Haifischbar” oder “Musik aus Studio B”, deutsche TV-Synchronfassungen von Disney bis Hitchcock, Bandmaterial der Hörfunksender, das wiederverwendet oder – weil mono – geringgeschätzt wurde, usw. usf.), von Katastrophen einmal abgesehen (z.B. dem Brand des Berliner ZDF-Archivs im August 1999), darf man sich über den Zustand und den beklagenswerten Stellenwert des audiovisuellen Erbes in Deutschland keinerlei Illusionen machen.


Quellen

  1. Wer ist wer? Das deutsche Who's Who. (XIV. Ausgabe von Degeners Wer ist's?). Band I: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin. Hrsg. von Walter Habel. Arani: Berlin 1962.
  2. Wer ist wer? Das deutsche Who's Who. (XVI. Ausgabe von Degeners Wer ist's?). Band I: Bundesrepublik Deutschland [und] Westberlin. Hrsg. von Walter Habel. Arani: Berlin 1970.
  3. Matthias Bardong u.a.: Lexikon des deutschen Schlagers. Ed. Louis: Ludwigsburg 1992, S. 129 f. [dort auch ein Porträtbild mit seiner Ehefrau]
  4. Prominente ohne Maske – Band 2. Hrsg. von Gerhard Frey. FZ: München 1986. [stark tendenziös]
  5. Prominente ohne Maske – Drittes Reich. 1000 Lebensläufe der wichtigsten Personen 1933–1945. FZ: München 1998. [stark tendenziös]
  6. "They represent a priceless heritage which is an affirmation of our collective memory and a valuable source of knowledge since they reflect the cultural, social and linguistic diversity of our communities. They help us grow and comprehend the world we all share. Conserving this heritage and ensuring it remains accessible to the public and future generations is a vital goal for all memory institutions as well as the public at large."