
"Lili Marleen"
Der Wehrmachtssender Radio Belgrad spielt erstmals um 21.50 Uhr das „Lied eines jungen Wachtpostens (Lili Marleen)“ von Lale Andersen in seinem europaweit zu empfangenden Hörfunkprogramm.[1|3|4] Das Lied selbst ist nicht zum ersten Mal über den Äther gegangen, sondern erhält wegen seiner großen Nachfrage nunmehr einen festen Sendeplatz als „Der Belgrader junge Wachtposten“. Dies führt bald zur Bezeichnung des ganzen Senders als „Belgrader Wachtposten“. Mit seinem passenden Zapfenstreich-Intro und -Extro bildet „Lili Marleen“ den Ausklang der Sendung „Wir grüßen unsere Hörer“, die zu einem Bestandteil des Programms, damit zur sprichwörtlichen Brücke zwischen Kriegsfront und Heimat wird.[3|4] Und dies nicht nur auf der deutschen Seite:
Durch die Reichweite des Senders trifft neben der Grußsendung vor allem das Lied von Lale Andersen einen Nerv beiderseits der Fronten. Angeblich, so berichten Soldaten der britischen 8th Army und des deutschen Afrikakorps übereinstimmend, sei sogar jeweils eine Feuerpause eingetreten, wenn allabendlich das Lied erklang.[3]
Die Künstlerin wird zeitlebens mit diesem „Schicksalslied“ verbunden und genießt bis zu ihrem Tod 1972 auch im Ausland größte Popularität als „The Original Lilly Marlene“. Den Textdichter Hans Leip bezeichnet der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower als einzigen, „der während des Krieges in Deutschland lebte und die ganze Welt mit Freude erfüllte“ [„who lived in Germany during the war and filled the whole world with delight“].[3|5]
Bild = LAA-Inventarnummer II 78183:
Schallplatte Electrola EG 6993 (veröffentlicht November 1939) mit dem „Lied eines jungen Wachtpostens (Lili Marleen)“ und der Umseite „Drei rote Rosen (Gedenken)“, beides von Norbert Schultze vertonte Gedichte aus der „Kleinen Hafenorgel“ von Hans Leip
Angéle Durand und Nils Nobach...
…heiraten im bayerischen Rimsting am Chiemsee. Der Musikproduzent hatte die belgische Sängerin Ende März 1951 bei einem Konzert in Hamburg entdeckt und angesprochen, woraufhin die gemeinsame private wie berufliche Partnerschaft – sowie auch ein Plattenvertrag bei der Teldec folgten.
Gisela Schlüter (damals auch wöchentliche Kolumnistin mit „Giselas Fernseh-Cocktail“ in der „Neuen Illustrierten“) kommentiert in Heft 1958/38 diesen Gang zum Standesamt wie folgt: „Angèle Durand, die telegene belgische Bass-Amsel, hat den Schallplattenproduzenten Nils Nobach geheiratet. Kolleginnen behaupten, sie würde jetzt ein neues Lied in ihr Repertoire aufnehmen: Aber der Nobach lässt mich nicht verkommen…!“
Bis zur Scheidung 1961 hält das Eheglück. Anschließend kommt die aparte Sängerin mit dem charmanten niederländischen Showmaster Lou van Burg zusammen. Sie sorgt damit (weil van Burg noch immer offiziell verheiratet ist) für ein erstes, und Mitte 1967 bei der Trennung für ein zweites bigottes Skandalrauschen im deutschen Blätterwald.[2]
Quellen
- SWR2-Radio-Doku „Zeitwort“
- Günter Schiemenz: Lexikoneintrag unter www.fuenfzigerjahresaenger.de (letzter Zugriff 01.02.2013) [jetzt offline]
- Gisela Lehrke: Wie einst, Lili Marleen. Das Leben der Lale Andersen. Henschel: Berlin 2002, S. 75.
- Litta Magnus-Andersen: Lale Andersen – die Lili Marleen. Universitas: München 1981, S. 136-172.
- Rüdiger Schütt: Dichter gibt es nur im Himmel. Leben und Werk von Hans Leip. Biographie und Briefedition 1893–1948. Dölling & Galitz: Hamburg & München 2001, S. 233.